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Rheinische Post (Mönchengladbach) am 12.01.2006

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..."Auf dem Rücken der Pferde"

Marco war ein Frühchen und entwickelte sich langsamer als seine
Altersgenossen. Doch durch die Reittherapie von Jutta Junker lernte er schon
nach wenigen Wochen laufen. Wir waren bei einer Stunde dabei.
Ungeduldig rüttelt Marco an dem großen Tor, in der linken Hand trägt
er eine bunte Plastiktüte. Der Zweijährige kann es kaum erwarten, endlich
wieder bei seinen Pferden zu sein. Schließlich musste er wegen Weihnachten
zwei ganze Wochen lang warten. Ein auffordernder Blick in Richtung Mutter
zeigt Wirkung: Marion Mathes schiebt den Riegel zur Seite und führt ihren
Sohn auf die weitläufige Koppel. Die Pferde und Ponys haben bereits
gewittert, dass sie Besuch bekommen. Neugierig traben sie auf die beiden zu
und begrüßen sie freudig. Denn sie wissen ganz genau: Auch diesmal wird
wieder die ein oder andere Leckerei für sie herausspringen.

46 Zentimeter
Marco kam zu früh zur Welt, maß bei seiner Geburt gerade einmal 46
Zentimeter. „Wie viele Frühchen, ist er in seiner Entwicklung hinter seinen
Altersgenossen zurückgeblieben. Er kann nicht richtig hören und darum auch
noch nicht gut sprechen“, erklärt Marion Mathes. Außerdem sei seine
Muskulatur zu schwach, weshalb er große Probleme mit dem Gleichgewicht habe.
Mit Krankengymnastik und Frühförderung habe sie von Beginn an versucht, den
Rückstand aufzuholen. Seit November besuchen sie nun einmal pro Woche die
Ergo- und Reittherapeutin Jutta Junker in Winkeln.

Stürmisch begrüßt Marco jedes einzelne Pferd, streicht ihnen furchtlos
mit der Hand über Rücken und Mähne. Inmitten der kleinen Herde erblickt er
schließlich seine Therapeutin. Zusammen machen sie sich auf den Weg zum
Gartenhäuschen am anderen Ende der Koppel. Marco braucht keine Anweisungen,
er kennt sich aus. Aus dem Regal nimmt er das blaue Halfter und die Kiste,
die mit der Aufschrift „Tom“ versehen ist. Zielstrebig steuert er auf das
kleine Shetland-Pony zu und bürstet sorgfältig sein braunes Fell. Auch die
Hufe kann Marco schon fast alleine sauber machen, lediglich das Bein des
Tieres muss Jutta Junker ein wenig anheben. „All dies ist Teil der
Behandlung“, erklärt die 27-jährige Reittherapeutin. Der Umgang mit den
Pferden mache die Kinder mit dem gesamten Umfeld vom Streicheln über das
Saubermachen bis hin zum Füttern vertraut und lehre sie,
verantwortungsbewusst zu handeln. Der krankengymnastische Teil der Therapie
spielt sich auf dem Rücken der Pferde ab. „Hierbei nehmen die Kinder die
Schwingungen und Muskelbewegungen der Tiere unmittelbar wahr“, sagt Jutta
Junker. Dadurch würden sowohl der Gleichgewichtssinn als auch
Körperwahrnehmung und Sensibilität des Patienten gestärkt.

Dass dem wirklich so ist, zeigt der Fortschritt, den Marco in nicht
einmal zwei Monaten gemacht hat. „Er ist wie ausgewechselt“, erzählt seine
Mutter stolz. „Seine Angst vor Tieren ist verflogen. Und schon nach vier
Therapiestunden fing er langsam an zu laufen.“

Das stellt Marco sogleich eindrucksvoll unter Beweis. Mit
freudestrahlendem Gesicht springt er in den riesigen Matschpfützen auf der
Koppel herum und scheint erst genug davon zu haben, als Jutta Junker Tom zu
ihm führt. „Jetzt wird geritten“, sagt sie und hebt Marco auf den Rücken des
Ponys. Ein wenig muss sie ihn noch festhalten, ansonsten hält sich der
Zweijährige ganz von alleine gerade. Selbst die kleine Trab-Einlage meistert
er mühelos - und quietscht dabei vor Vergnügen.

Als er wieder festen Boden unter den Füßen hat, sichert sich Marco als
allererstes seine Plastiktüte und zaubert einen ganzen Berg trockener
Brötchen hervor. Tom und die anderen Pferde sollen schließlich für ihre
Arbeit belohnt werden. Die danken ihm für die Leckereien, indem sie freudig
mit den Hufen scharren. Auf Marco kann man sich eben verlassen.

Autor: Sandra Kaiser

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